Warum treten bei einer Behandlung mit Antibiotika immer wieder Verdauungsprobleme als Nebenwirkung auf?

Die Auswirkungen von Antibiotika auf das Darm-Mikrobiom

Die Verdauungsprobleme, die als Nebenwirkung bei einer Behandlung mit Antibiotika auftreten können, sind oft auf verschiedene Faktoren zurückzuführen. Hier sind einige Gründe dafür:

Störung des Darm-Mikrobioms (Darmflora)

Antibiotika sind Medikamente, die darauf abzielen, bakterielle Infektionen zu bekämpfen, indem sie schädliche Bakterien abtöten oder ihr Wachstum hemmen. Dabei können sie jedoch auch Einfluss auf die natürliche Darmflora haben, was zu Veränderungen in der Zusammensetzung der Darmbakterien führt.  Diese nützlichen Bakterien sind entscheidend für die Aufrechterhaltung eines gesunden Darm-Mikrobioms und eine normale Verdauung. Wenn das Gleichgewicht des Darm-Mikrobioms gestört ist, können Verdauungsprobleme wie Durchfall, Verstopfung oder Blähungen auftreten. Ohne eine probiotische Begleitung reduzieren sich die nützlichen Darmbakterien um bis zu 10 %. Bei einer Störung des Darm-Mikrobioms spricht man von einer Dysbiose. Es können sich aufgrund einer Dysbiose u.a. diverse Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten wie Laktose-Intoleranz, Fruktose-Intoleranz (bzw. Fruktosemalabsorbtion), Glutenunverträglichkeit usw. und entwickeln. 

Durchfall nach Antibiotika-Einnahme

Nach einer Antibiotika-Therapie kann es zu Durchfall kommen, der entweder direkt nach Beginn der Antibiotika-Therapie einsetzen kann oder auch erst Wochen danach. Typischerweise tritt dabei mehr als 3x pro Tag eine Stuhlentleerung auf, wobei der Stuhl sehr weich bis flüssig ist. Dabei ist die Stuhlmenge deutlich vermehrt und es kann zu kolikartigen Schmerzen und Bauchkrämpfen führen.

  1. Störung der Darmflora: Eine Veränderung im Gleichgewicht der Darmbakterien kann zu einer Überwucherung von schädlichen Bakterien führen, die Durchfall verursachen können.
  2. Clostridium difficile-Infektion (CDI): Antibiotika können das Risiko einer Clostridium difficile-Infektion erhöhen. Diese Bakterien sind natürlicherweise im Darm vorhanden, aber wenn die normalen Darmbakterien durch Antibiotika beeinträchtigt werden, können sich Clostridium difficile vermehren und Toxine produzieren, die zu Durchfall führen.
  3. Direkte Auswirkungen auf den Darm: Einige Antibiotika können direkt auf die Darmwand wirken und Irritationen oder Entzündungen verursachen, die zu Durchfall führen können.
  4. Beschleunigte Darmbewegungen: Einige Antibiotika können die Darmmotilität erhöhen, was zu schnelleren Durchgangszeiten führt. Dies kann dazu beitragen, dass der Darm weniger Wasser absorbiert, was zu lockerem Stuhl und Durchfall führen kann.
  5. Nahrungsmittelunverträglichkeit: Antibiotika können die Empfindlichkeit des Darms gegenüber bestimmten Nahrungsmitteln erhöhen, was zu Durchfall führen kann.

Verstopfung nach Antibiotika-Einnahme

Verstopfung nach einer Antibiotika-Therapie kann auf verschiedene Weisen entstehen. Hier sind einige Gründe, warum Antibiotika Verstopfung verursachen können:

  1. Störung der Darmflora: Antibiotika töten nicht nur die schädlichen Bakterien ab, sondern beeinflussen auch die nützlichen Bakterien in unserem Darm. Eine gesunde Darmflora spielt eine entscheidende Rolle bei der Verdauung und der Regulierung der Darmfunktion. Wenn diese Flora gestört wird, kann dies zu Verdauungsproblemen, einschließlich Verstopfung, führen.
  2. Verlangsamte Darmbewegungen: Einige Antibiotika können die Kontraktionen der Darmmuskulatur beeinträchtigen, was zu einer Verlangsamung des Darmpasses führen kann. Dies kann die Stuhlentleerung erschweren und Verstopfung verursachen.
  3. Dehydration: Antibiotika können auch zu einer Austrocknung des Körpers führen, indem sie die Nierenfunktion beeinflussen oder den Elektrolythaushalt stören. Eine unzureichende Flüssigkeitszufuhr kann zu einer härteren Konsistenz des Stuhls und somit zu Verstopfung führen.
  4. Direkte Wirkung auf den Darm: Einige Antibiotika können direkt auf die Darmwand wirken und deren Funktion beeinträchtigen, was zu Verstopfung führen kann.

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Antibiotika zwangsläufig Verstopfung verursachen. Der Grad der Störung der Darmflora und die Auswirkungen auf die Darmfunktion können von Person zu Person und von Antibiotikum zu Antibiotikum variieren.

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Antibiotika zwangsläufig Verstopfung verursachen. Der Grad der Störung der Darmflora und die Auswirkungen auf die Darmfunktion können von Person zu Person und von Antibiotikum zu Antibiotikum variieren.

Clostridium difficile-Infektion (CDI)

Clostriden können sich vermehren, wenn die normale Darmflora durch die Antibiotikabehandlung gestört wird. Eine CDI kann zu schwerem Durchfall, Bauchschmerzen und anderen Verdauungsproblemen führen. Eine Belastung mit Clostridium difficile kann auch dazu führen, dass Paracetamol nicht vertragen wird. Stoffwechselprodukte des Keimes hemmen den Paracetamol-Abbau. 

Clostriden gehören außerdem zu den histaminbildenden Keimen im Darm. Dabei ist es so, dass wir Histidin mit der Nahrung aufnehmen und mit Hilfe des Enzyms „Histamin-Decarboxylase“ bilden die Clostriden Histamin im Darm. So kann sich durch eine Antibiotikatherapie eine Histamin-Intoleranz entwickeln. Um die Histamin-Intoleranz wieder loszuwerden hilft es, das Darm-Mikrobiom wieder aufzubauen und den erhöhten Clostriden-Befall zu behandeln. 

Reizung des Magen-Darm-Trakts

Einige Antibiotika können den Magen-Darm-Trakt direkt reizen, was zu Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen oder Bauchschmerzen führen kann.

Jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Antibiotika. Einige Menschen sind empfindlicher gegenüber den Auswirkungen von Antibiotika auf die Darmflora als andere.

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Antibiotika die gleichen Auswirkungen auf die Verdauung haben. Manchmal treten Verdauungsprobleme als unerwünschte Nebenwirkung auf, während sie bei anderen Antibiotika weniger häufig sind.

Wie schnell zerstört Antibiotika die Darmflora? 

Die Geschwindigkeit, mit der Antibiotika die Darmflora beeinflussen, hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der Art des verwendeten Antibiotikums, der Dauer der Behandlung, der individuellen Empfindlichkeit und der allgemeinen Gesundheit des Patienten. Hier sind einige Punkte, die berücksichtigt werden sollten:

Art des Antibiotikums: 

Verschiedene Antibiotika haben unterschiedliche Wirkungen auf die Darmflora. Einige Antibiotika haben ein breites Wirkungsspektrum und können eine Vielzahl von Bakterien abtöten, während andere gezielter wirken. Breit wirkende Antibiotika neigen dazu, eine größere Anzahl von Darmbakterien zu beeinflussen.

Dauer der Behandlung:

Je länger die Antibiotikabehandlung dauert, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Darmflora beeinträchtigt wird. Eine längere Exposition gegenüber Antibiotika ermöglicht es diesen, eine breitere Palette von Bakterien zu beeinflussen.

Individuelle Empfindlichkeit: 

Die Empfindlichkeit jeder Person gegenüber Antibiotika und deren Auswirkungen auf die Darmflora kann variieren. Einige Menschen erleben stärkere Auswirkungen auf ihre Darmflora als andere.

Gesundheitszustand des Patienten:

Der allgemeine Gesundheitszustand des Patienten kann ebenfalls eine Rolle spielen. Menschen mit einem geschwächten Immunsystem oder vorbestehenden Darmproblemen sind möglicherweise anfälliger für die Auswirkungen von Antibiotika auf die Darmflora.

Kann ich Probiotika gleichzeitig mit Antibiotika einnehmen?

Es ist ratsam, Probiotika, d.h. die nützlichen Darmbakterien direkt parallel mit Antibiotika einzunehmen, damit es erst gar nicht dazu kommt, dass die Bakterienvielfalt im Darm-Mikrobiom reduziert wird. Am besten nimmt man direkt ein sog. „Synbiotikum“. Das ist ein Produkt mit probiotischen Kulturen und Präbiotika zusammen. Präbiotika sind Ballaststoffe zum Anfüttern der Probiotika. Mit einer ausgewogenen, pflanzenbetonten Ernährung mit vielen Ballaststoffen vermehren wir ebenfalls die nützlichen Darmbakterien. 

Wie lange sollte ich Probiotika einnehmen bei einer Antibiotika-Therapie?

Als Faustregel gilt, dass man pro Woche Antibiotika-Einnahme einen Monat Probiotika (bzw. Synbiotika) nehmen sollte. Da sich Antibiotika sehr negativ auf den Darm auswirkt, sollte es nur eingenommen werden, wenn es gar nicht mehr anders geht.

Herzliche Grüße

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