Immer mehr Menschen leiden unter einer Histaminintoleranz. Häufig haben die Betroffenen einen längeren Leidensweg hinter sich. Symptome einer Histamin-Intoleranz sind sehr vielschichtig und man denkt dabei nicht gleich an Histamin.
Was ist eine Histamin-Intoleranz?
Unter einer Histaminintoleranz versteht man die Unverträglichkeit von Histamin,
- das über die Nahrung zugeführt wird und nicht abgebaut werden kann, oder
- aufgrund unterschiedlicher Vorgänge im Körper selbst produziert wird (von den Mastzellen).
Die Diaminooxidase (DAO) ist das entscheidende Abbauenzym des Histamins. Liegt ein DAO-Mangel bzw. eine DAO Hemmung vor, kann der Organismus mit der Nahrung aufgenommenes oder aus körpereigenen Zellen freigesetztes Histamin nicht rasch genug abbauen. Es treten die Symptome einer Histaminintoleranz auf. Eine der Ursachen einer reduzierten DAO ist eine entzündete Darmschleimhaut DAO wird in der Darmschleimhaut im Dünndarm produziert. Wenn im Dünndarm eine Entzündung vorliegt wegen z.B. anderer Unverträglichkeiten oder einem Leaky Gut, kann das DAO dort nicht in der ausreichenden Menge gebildet werden. Eine weitere Ursache für einen niedrigen DAO-Wert ist das Fehlen der „Cofaktoren“ Kupfer, Zink und Vitamin B6. Das ausreichende Vorhandensein dieser Vitamine und Mineralstoffe ist erforderlich, um genügend DAO bilden zu können.
Bei einem Zink- und Vitamin B6-Mangel sollte auch immer an die Stoffwechselstörung HPU gedacht werden. HPU steht für Hämopyrrollaktamurie und sie tritt häufig gemeinsam mit Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten und Schwermetallbelastungen auf. Bei dieser Stoffwechselstörung verliert der Körper einige der Cofaktoren für die DAO (Zink, Vitamin B6) über den Urin. Eine unbehandelte HPU führt daher schnell in eine Mangelsituation dieser Vitamin- und Mineralstoffe. Über die Ernährung können wir diesen Mangel nicht ausgleichen. Zinkmangel ist erkennbar an weißen Flecken auf den Fingernägeln und bei einem Vitamin B6-Mangel ist eine mangelnde Traumerinnerung ein typisches Hinweiszeichen.
Das zweite Histamin abbauende Enzym Histamin-N-Methyltransferase (HNMT) baut dagegen nur intrazelluläres Histamin (hauptsächlich in Leber, Niere, Bronchialschleimhaut und im Zentralnervensystem) ab.
Medikamente und Alkohol hemmen die DAO-Aktivität
Vielleicht kennst du die Situation, dass du Medikamente eingenommen hast und plötzlich bekamst du Beschwerden der Histamin-Intoleranz. Das liegt daran, dass bestimmte Medikamente die Aktivität des Enzyms Diaminoxidase (DAO) hemmen. Alkohol hat den gleichen Effekt, so dass bei Histamin-Intoleranz möglichst ganz auf Alkohol verzichtet werden sollte.
Wenn das Histamin im Körpergewebe produziert wird, sind meistens die Mastzellen durch verschiedene Faktoren, Umwelttoxine und/oder Erreger übertriggert, welche zu viel Histamin als Alarm-Botenstoff im Gewebe freisetzen.
Was sind Mastzellen?
Mastzellen zählen zu den weißen Blutkörperchen. Sie sind für die unspezifische Immunabwehr von besonderer Bedeutung. Die Mastzellen kommen über den ganzen Körper verteilt im Bindegewebe vor. Am häufigsten sind sie in der Submukosa von Darm und Atemwegen und in der Lederhaut, in der Nähe von Gefäßen und Nerven zu finden. Diese multifunktionalen Immunzellen helfen, eine Infektion oder Fremdstoffe (Toxine, Chemikalien, Allergene) zu bekämpfen. Wenn die Mastzellen durch pathogene Keime oder Toxine getriggert werden, setzen sie zahlreiche verschiedene Stoffe wie Entzündungsmediatoren, Zytokine und Histamin frei. Dadurch kommt es zu einer Reihe von Symptomen.
Vor allem bei allergischen Reaktionen (Überreaktion des Immunsystems) wird Histamin in großen Mengen ausgeschüttet, was zu Allergiesymptomen führt. Jede allergische Reaktion auf z.B. einen Bienenstich wird von Mastzellen vermittelt.
Histamiliberatoren setzen Histamin frei
Aber auch sogenannte Histaminliberatoren setzen Histamin frei. Mit Histaminliberatoren sind Substanzen oder Faktoren gemeint, die das in Mastzellen gespeicherte körpereigene Histamin freisetzen. Histaminliberatoren sind u.a.:
- Bestimmte Lebensmittel & Zusatzstoffe
- Arzneimittelwirkstoffe & Hilfsstoffe
- Duftstoffe, Chemikalien
- Körperliche Anstrengung (so kann es zur Migräne nach dem Sport kommen)
- Druck, Reibung
- Stress, Angst
Anhaltender Stress triggert die Mastzellen, Histamin auszuschütten. Daher ist es bei einer Histamin-Intoleranz sehr wichtig, den Stress zu reduzieren.
Die Stressoren können z.B. sein:
- Ungelöste Konflikte in der Schule, am Arbeitsplatz oder in der Familie
- Traumata, Schocks
- Dauererreichbarkeit durch die Digitalisierung
- Kaum oder gar keine Erholung
- Überzogene Anspruchshaltung gegenüber sich selbst
- Unzufriedenheit, Sorgen und Ängste, Unvergebenheit
- Doppelbelastung durch Beruf und Familie
- Umweltstressoren (z.B. laute Wohnumgebung)
- Leistungsdruck und Termindruck
- Schwere Krankheit oder Tod in der Familie
So kannst du eine Histamin-Intoleranz testen
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, eine Histamin-Intoleranz testen zu lassen. Wichtig ist, den DAO-Wert und die Cofaktoren im Blut testen zu lassen.
• DAO-Wert im Blut und die „Co-Faktoren“, Zink, Kupfer und Vitamin B6.
Der DAO-Wert messen wir im Blut . Gleichzeitig sollte immer auch die Co-Faktoren gemessen werden. Das sind: Zink, Kupfer und Vitamin B6. Wenn nicht ausreichend Zink, Kupfer und Vitamin B6 vorliegt, kann DAO nicht in ausreichender Menge gebildet werden. Wenn Vitamin B6 und Zink im Mangel sind, sollte auch immer an eine HPU (Hämopyrrolurie) gedacht werden. Das ist eine Stoffwechselstörung, bei der man über den Urin permanent Zink, Vitamin B6 und andere Mikronährstoffe ausscheidet. HPU könnte die Ursache für eine Histamin-Intoleranz sein! Auch eine entzündete Darmschleimhaut kann ursächlich dafür sein, dass DAO nicht in ausreichender Menge gebildet werden kann.
• Histamin im Stuhl
Eine weitere Möglichkeit, eine Histamin-Intoleranz testen zu lassen ist ein Test auf Histamin im Stuhl.
• Stuhluntersuchung mit Test auf Histamin-bildende Keime. Verschiedene (pathogene) Bakterienarten bilden Histamin im Darm. So kann es vorkommen, dass aus einer Bio-Linse, die keinerlei Histamin enthält, plötzlich Histamin-Beschwerden auftreten. Der Hintergrund ist, dass aus der Aminosäure Histidin mit Hilfe des Enzyms Histamin-Decarboxylase durch die pathogenen Keime im Darm Histamin gebildet wird. Diese Histamin-bildenden Keime sind:
- Clostriden
- Enterobacter
- Hafnia alveii
- Klebsielle
- Serratia
- Escherichia
Symptome einer Histamin-Intoleranz
Was kann ich noch essen bei einer Histamin-Intoleranz?
Die Ernährung bei einer Histamin-Intoleranz erscheint zunächst sehr kompliziert. Auf der Seite der Schweizer Interessengemeinschaft für Histamin-Intoleranz gibt es Lebensmittel-Listen zum Herunterladen für eine erste Orientierung.
Grundsätzlich gilt, je länger ein Lebensmittel gelagert wurde, desto mehr Histamin enthält es. Durch lange Lagerzeiten und Reifungsprozesse bildet sich auch in vielen urspünglich verträglichen Lebensmitteln Histamin. Je länger Lebensmittel gelagert werden, desto höher ist in der Regel ihr Histamingehalt. Das betrifft ganz besonders eiweißhaltige Lebensmittel wie Fisch, Fleisch und Milchprodukte. Sie enthalten die Aminosäure Histidin , aus der durch den Abbau durch das Enzym Histamin-Decarboxylase Histamin gebildet wird. Somit ist nicht immer die Angabe des Histaminanteils wichtig, sondern ebenso wichtig sollte die Frage sein: enthält das Lebensmittel Histidin oder andere biogene Amine? Aber trotz der oft schwierigen Umsetzung muss die oberste Regel bei einer Histamin-Intoleranz heißen: esse frisch!
Und du solltest bei einer Histamin-Intoleranz Nahrungsmittel meiden, für deren Reifung Bakterien zugesetzt werden wie Wein, Käse, Sauerkraut, Essig und geräuchertes Fleisch.